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Mit dem Examenszeugnis in der Tasche und den besten Aussichten für die Zukunft

219 Freiburger Absolventinnen und Absolventen haben am Freitag, dem 10. Februar 2023, bei einer Feierstunde im Paulussaal ihre Examenszeugnisse erhalten.

Dekanin Professorin Katharina von Koppenfels-Spies und Ministerialrätin Dr. Cornelia Iffland vom Landesjustizprüfungsamt überreichten die Urkunden und freuten sich über das im Landesvergleich überdurchschnittliche Freiburger Ergebnis im Herbsttermin 2022 der Prüfungskampagne für das Referendarsexamen. Das landesweit beste Examen erzielte der Freiburger Student Simon David Willfort mit der Note „gut“ (12,97 Punkte) in der staatlichen Pflichtfachprüfung und 13,27 Punkten im Gesamtergebnis, also unter Berücksichtigung der universitären Schwerpunktbereichsnote.

Die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt sind nicht nur für ihn glänzend: „Der Markt hat sich in einen Arbeitnehmermarkt gewandelt, die Situation ist ganz entspannt“, sagte die Dekanin in ihrer Begrüßungsrede. In einigen Bundesländern genügten schon 7 oder 7,5 Punkte für den Einstieg in den Justizdienst als Richter oder Staatsanwalt – eine vor einigen Jahren nach den Worten der Dekanin noch undenkbare Situation. Zudem erweise sich die „Generation Z“ oder auch „Generation Krise“, die nun die Examenszeugnisse in den Händen halte, als „erstaunlich widerstandsfähig“. Nun gehe es darum, nach vorne zu blicken und Verantwortung für Staat und Gesellschaft zu übernehmen.

Der Blick auf eine der großen Krisen der zurückliegenden Jahre, die Corona-Pandemie, prägte auch weitere Redebeiträge des Abends. In seiner Referendarsrede erinnerte Willfort seine ehemaligen Kommilitonen an die gemeinsame Studienzeit, die von „Corona“ mitgeprägt worden sei: „Es war wichtig, dass wir vorher schon Freunde gefunden hatten, mit denen es auch im Lockdown lustig war“, sagte der Absolvent. Wer wollte, konnte aus dem anschließenden Festvortrag von Professor Frank J. Schäfer über das „Studium in der Zeitenwende“ einen anderen, die Betroffenheiten der Gegenwart relativierenden Unterton heraushören. Die Zeitenwende, mit sich der Schäfer sich befasste und mit deren Ähnlichkeiten und Unterschieden zur Gegenwart er spielte, war die Zeitenwende von der Diktatur zur Demokratie. Der Rechtshistoriker berichtete aus der Biographie einer Studentin, die ihr Studium in Freiburg im Oktober 1943 während des Angriffskriegs des Deutschen Reiches gegen die Sowjetunion begann, und es in der Nachkriegszeit fortführte. Das Studienbuch dieser Studentin nutzte Schäfer auch für einen Blick auf Haltungen und Rollen der Freiburger Professoren während der Zeit des Nationalsozialismus und danach. Im Lichte seiner Schilderung der Lebensumstände der Studenten nach 1945 wurde vielen Zuhörern selbst der derzeit nur mit 19 Grad beheizte Paulussaal zu einem anheimelnden Ort: „Vor der Immatrikulation musste jeder Studierwillige 100 Stunden beim Wiederaufbau helfen. Wer es warm haben wollte, musste den Brennstoff selbst mitbringen“, berichtete Schäfer.

Aber nicht nur über die Vergangenheit, sondern auch über die Zukunft der juristischen Ausbildung wurde an diesem Festabend an der Freiburger Fakultät gesprochen. Dr. Iffland kündigte als Vertreterin des LJPA für Dezember 2024 – also den ersten Termin, den die neuen Freiburger Absolventen erreichen können – die Einführung der elektronischen Prüfung im zweiten juristischen Staatsexamen an. Damit sei ein erheblicher logistischer und finanzieller Aufwand verbunden, sagte Iffland. Auch vor diesem Hintergrund müsse die jüngst beschlossene Straffung des Prüfungszeitraums im ersten Examen gesehen werden, die etwa von Seiten der Fachschaften kritisiert wird. Willfort rief die Fakultät zu Änderungen des Studienplans und der Prüfungsordnung auf. Es müsse dafür Sorge getragen werden, dass am Ende nicht immer die „kurzfristige Panik vor den Klausuren“ gewinne und den Lernrhythmus bestimme, sagte Willfort. Viele Studierende fänden im ersten Semester noch nicht in das Studium hinein und müssten dann fortlaufend dem Stoff „hinterlaufen“, den sie verpasst hätten.

Als bester Absolvent erhielt Willfort den vom Verband der Freunde der Universität Freiburg e.V. gestifteten Konrad-Hesse-Preis. Den von der Kanzlei Gleiss Lutz gesponsorten Preis für die beste Dissertation erhielt der brasilianische Rechtswissenschaftler Rodrigo Garcia Cadore für seine Arbeit „Rechtswidriges Recht“ – die nach den Worten seines Doktorvaters, Professor Matthias Jestaedt, eines der „großen Rätsel der Rechtswissenschaft“ zum Gegenstand hat. Für die Fachschaft der Fakultät beglückwünschte die Studentin Lotte Vygen die Absolventinnen und Absolventen.

Dank der fleißigen Hände der Fachschaft war auch der von den Freunden der Rechtswissenschaftlichen Fakultät Freiburg e.V. ausgerichtete Sektempfang im Anschluss an das Programm ein großer Erfolg. Die „Freunde der Fakultät", dem viele ehemalige Studentinnen und Studenten angehören, unterstützen neben den Examensfeiern den einmal im Jahr ausgerichteten Fakultätsball.