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Über den Vis Moot

Der Willem C. Vis Moot ist der größte zivilrechtliche Moot Court und damit einer der wichtigsten und prestigeträchtigsten Hochschulwettbewerbe weltweit. Er simuliert ein auf Englisch geführtes Schiedsverfahren um einen internationalen Fall aus dem Kaufrecht. Die Teilnehmenden vertreten dabei die fiktiven Parteien bei der Erstellung von Schriftsätzen und in der anschließenden mündlichen Verhandlung. Die Fälle sind meist komplex, aber lebensnah: So war es etwa vor einiger Zeit Aufgabe des Klägeranwalts, Schadensersatz für T-Shirts zu erstreiten, die mit Hilfe von Kinderarbeit hergestellt wurden.

 

Der Willem C. Vis Moot gliedert sich in drei Phasen: Von Oktober bis Januar verfasst das Team in Freiburg die SchriftsätzeHier als Beispiel der Gewinnerschriftsatz von 2023. Die Schriftsätze werden dann an gegnerische Teams aus aller Welt verschickt. 

 

Danach beginnt die mündliche Vorbereitung: Du lernst, deinen Fall als Anwalt bzw. Anwältin vor einem Schiedsgericht zu vertreten. Hierbei wirst du von den Professor*innen und den Coaches sowie von anderen ehemaligen Teilnehmenden intensiv unterstützt. Die dadurch bewirkte rhetorische Schulung wird durch Übungsrunden gegen andere Universitäten verstärkt, welche in namhaften Kanzleien in ganz Deutschland (u.a. in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart) stattfinden.

 

Höhepunkt des Willem C. Vis Moot sind schließlich – ohne nationale Vorausscheidungen – die Endrunden in Hongkong und in Wien. Hier treffen sich die mehr als 400 Teams (im vergangenen Jahr allein 378 in Wien) über einen Zeitraum von drei Wochen und treten gegeneinander an. Entschieden werden die Verhandlungen von international besetzten Tribunalen aus Richter*innen, Professor*innen und Anwält*innen. Dabei treffen über 2500 Teilnehmende zusammen – kein anderer juristischer Wettbewerb versammelt so viele Studierende in einer Veranstaltung!

 

Betreut wird das Team der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg von Prof. Dr. Jan von Hein (Institut für Internationales und Ausländisches Privatrecht, Abteilung III) und von den Coaches Severin Burkart, Helen Goppelt und Christine Hohendorf.

 

Der Freiburger Vis Moot bei Facebook

Der Vis Moot bei Wikipedia

Abschneiden der Universität Freiburg im Vis Moot

 

Erfahrungsbericht

von Alix Schulz und Lukas Gerhardinger (20. Team)

Fast ein Jahr ist nun vergangen, seitdem wir ausgewählt wurden, als 20. Team der Universität Freiburg am „Willem C. Vis. International Commercial Arbitration Moot” teilzunehmen. Damals ahnte noch keiner von uns, was für eine besondere Zeit mit dem Vis Moot auf uns zukommen würde.

Als im Mai die Bewerbungsphase für den Vis Moot begann, hatten wir alle nur eine vage Vorstellung davon, worum es sich bei diesem Wettbewerb eigentlich handelte. Trotz unserer Unkenntnis und des bekanntlich großen zeitlichen Aufwand des Moots, wagten wir es, uns zu bewerben.

Im Juni folgte ein intensives und aufregendes Auswahlwochenende, bei dem wir die Gelegenheit bekamen, die Mitglieder des letzten Teams, sowie viele weitere Ehemalige kennenzulernen. Unsere anfängliche Nervosität wich schnell der Begeisterung und abends hörten wir bei Pizza und Bier an der Dreisam spannende Geschichten über Hongkong und Wien und gewannen eine erste Vorstellung vom Ablauf des Vis Moots. Nach diesem begeisternden Wochenende war unsere Freude umso größer, als wir für das Moot Team der Universität Freiburg ausgewählt wurden.

 

Die Schriftsatzphase und die mündliche Vorbereitung

Mit der Veröffentlichung des Falles ging es dann Anfang Oktober mit dem Moot wirklich los. Um uns gegenseitig besser kennenzulernen und um erste Überlegungen zum Fall anzustellen, fuhren wir zusammen mit unseren beiden Coaches, Nadja Harraschain und Alex Ruckteschler, auf eine Hütte in den Schwarzwald.

Von Oktober bis Anfang Dezember erstellten wir in intensiver täglicher Arbeit die Schriftsätze aus Sicht des Klägers. Dabei waren anfangs besonders die völlig neuen Rechtsgebiete des UN-Kaufrechts und des Schiedsverfahrensrechts für uns ungewohnt. Aber auch daran gewöhnten wir uns schnell. Während der Schriftsatzphase wurden wir sowohl fachlich als auch moralisch von den vielen Ehemaligen und insbesondere auch von den Professor*innen unterstützt, die uns bei allen Problemen und Fragen mit Rat und Tat zu Seite standen.

Nach wochenlanger, anstrengender Arbeit schickten wir schließlich im Dezember voller Stolz und Erleichterung unsere Claimant Schriftsätze ab, was natürlich gebührend gefeiert wurde!

Nach einem freien Wochenende, das jedem von uns mehr als willkommen war, begannen wir, die Schriftsätze für die Beklagtenseite zu schreiben.

Plötzlich die gegenteilige Position zu vertreten, war anfangs gar nicht leicht, aber gerade dieser Perspektivenwechsel macht den Moot Court so spannend, da er gedankliche Flexibilität erfordert und wir gezwungen waren, jedes Argument noch mal auf seine Stringenz und Überzeugungskraft zu überdenken. Nachdem Mitte Januar dann auch endlich die Beklagtenschriftsätze fertig waren, begann mit einem intensiven Rhetoriktraining die Vorbereitung auf den mündlichen Teil des Wettbewerbs.

Von nun an arbeiteten wir täglich an unseren „Speeches“ und übten die fiktive Situation vor einem Schiedsgericht ein, wobei erwähnt werden muss, dass es von nun an deutlich entspannter wurde. Unterstützt wurden wir auch in dieser Phase von den vielen hilfsbereiten Ehemaligen und von Frau Prof. Meier und Herrn Prof. Weller.

Ab Mitte Januar begann dann eine Tour durch ganz Deutschland, bei der wir zu unterschiedlichen Kanzleien und Premoots fuhren. Von Frankfurt, Basel und Stuttgart ging es über München nach Düsseldorf, Hamburg und Berlin. Dort kamen wir nicht nur mit namenhaften Anwält*innen bekannter Kanzleien ins Gespräch, sondern lernten auch viele andere nette „Mooties“ aus Deutschland und Europa kennen, die wir dann später in Hongkong und Wien wiedertrafen.

  

Die Endrunde in Hongkong...

Anfang März packten wir dann voller Vorfreude auf Hongkong und Wien ein letztes Mal unsere Koffer. Von Frankfurt aus ging es über Amsterdam in die asiatische Metropole. Unsere Erwartungen an das Klima Hongkongs wurden nicht enttäuscht. Dem deutschen Winter entflogen, empfingen uns Schwüle und hochsommerliche Temperaturen.

Entsprechend der Freiburger Tradition kamen auch wir in den stadtbekannten „Chungking Mansions“ unter. Die Chungking Mansions beschreibt man am besten als einen „Melting Pot“. Auf den Gängen trafen wir auf Menschen aller Nationalitäten und kultureller Hintergründe. Durch ihre zentrale Lage boten sie außerdem einen perfekten Ausgangspunkt, um Hongkong zu entdecken.

Wir machten uns daher sofort auf, die beindruckende Stadt zu erkunden. Dabei konnten wir nicht nur unzählige Wolkenkratzer, sondern auch traditionelle Märkte und die asiatische Lebensart bewundern. Unstrittiges Highlight war der nächtliche Blick vom Victoria Peak, einer der vielen Berge Hongkongs, auf die leuchtende Skyline von Hong Kong Island.

Die Tage vor Beginn der mündlichen Runden wurden noch einmal intensiv dazu genutzt, die „Speeches“ auf Vordermann zu bringen. Dazu begaben wir uns in den wunderschönen Kowloon Park. Dort lief uns des Öfteren das Baseler Team, mit dem uns eine enge Freundschaft verbindet, über den Weg. So wurde im Kowloon Park zur Belustigung der Hongkonger Bewohner auch noch das eine oder andere „Hearing“ abgehalten.

Am Morgen unseres ersten offiziellen Hearings begaben wir uns angespannt, aber auch voller Vorfreude zur City University. Trotz der großen Anspannung und der vielen Zuschauer, lief die erste Runde, wie auch die folgenden Runden eigentlich sehr erfreulich. Dennoch sollte es leider nicht für den Einzug in die Runde der letzten 16 Teams reichen.

Am Tag vor dem großen Finale und dem anschließenden „Awards Banquet“ kamen alle Mooties, Coaches und Arbitrators noch ein letztes Mal zusammen. Bei Sonnenuntergang fuhren wir mit einer Fähre zu einem „Seafood Dinner“. Nach allerlei kulinarischen Spezialitäten feierten wir dann zusammen bis in den Morgen auf der „Farewell Party“. Die ausgelassene Stimmung machte den Abend für uns alle unvergesslich.

Während des „Awards Banquet“ musste die Ausgelassenheit noch einmal kurzfristig der Anspannung weichen. Die letzten Zweifel fielen jedoch spätestens dann von uns ab, als unser Beklagten-Schriftsatz mit dem ersten Platz ausgezeichnet wurde. Dadurch wurden alle unsere Mühen der vergangenen Monate mehr als belohnt.

Nachdem wir ein letztes Mal das Nachtleben ausgekostet hatten, mussten wir von Hongkong Abschied nehmen. Der Moot war allerdings noch lange nicht vorbei, schließlich hatten wir ja noch eine spannende Zeit in Wien vor uns.

 

... und anschließend in Wien

Wehmütig, Hongkong und den Sommer verlassen müssen, aber auch gespannt, was uns in Wien erwarten würde, landeten wir in der österreichischen Hauptstadt. Im Gegensatz zu Hongkong, wo unsere Zimmer aufgrund des dortigen Platzmangels relativ klein waren, kamen wir in Wien in zwei großzügigen Apartments unter. Ein drittes Apartment wurde traditionell für die vielen ehemaligen Freiburger Mooties gemietet, die uns in den folgenden Tagen besuchen kommen sollten.

Während sich die Wien-Sprecher konzentriert auf die bevorstehenden Hearings vorbereiteten, hatten die Hongkong-Sprecher viel Zeit die Sehenswürdigkeiten, sowie das Nachtleben Wiens zu erkunden. Letztlich endete man jede Nacht immer im „Ost-Klub“, dem offiziellen Moot-Club, wo wir legendäre Nächte mit anderen „Mooties“ und „Arbitrators“ aus der ganzen Welt verbrachten.

Nach der „Opening Reception“ begann dann auch der Moot in Wien. Durch die Unterstützung der vielen ehemaligen Freiburger Mooties waren die Verhandlungsräume fest in Freiburger Hand. Besondere erfreulich war, dass auch Herr Prof. Weller nach Wien gereist war, um die ersten Runden verfolgen zu können. Obwohl die Verhandlungen gut verliefen, war für uns nach den „General Rounds“ bedauerlicherweise Schluss.

Ein besonderes Highlight war auch die CMS Reception im Wiener Justizpalast, in dem unteranderem der OGH seinen Sitz hat. Mit den anderen deutschen Teams konnten wir einen unvergleichlichen nächtlichen Blick über die Dächer Wiens genießen.

Nach der vierwöchigen gemeinsamen Reise bildete dann schließlich die Auszeichnung unseres Kläger-Schriftsatzes mit einer „Honorable Mention“ den perfekten Ausklang unseres „Moot-Abenteuers“.

Als Fazit lässt sich sagen, dass jeder von uns wieder am Vis Moot teilnehmen würde. Die intellektuelle Herausforderung, die Teamarbeit, die internationalen Freundschaften, der enge Kontakt zu Praktikern und Professoren und vor allem die besondere Verbundenheit aller Freiburger Ehemaligen hätte keiner von uns missen wollen!

 

20. Team (klein)

Viel Erfolg und vor allem Spaß wünschen Anselm Gripp, Till Maier-Lohmann, Henry Suntheim, Jakob Stachow, Marcel Rogg, Lukas Gerhardinger und Alix Schulz.