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Professorin Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Angelika Nußberger M.A zum Thema „Frauen im Recht“.

Justitia Mentoring, das Frauen*-Förderungsprogramm der Freiburger Rechtswissenschaftlichen Fakultät, feierte am Wochenende vom 23. und 24. Juni 2023 ihr 20-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumswochenende. 

Den Auftakt bildete ein Festvortrag der Professorin Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Angelika Nußberger M.A zum Thema „Frauen im Recht“.

Beleuchtet wurde insbesondere, wie sich die Rolle der Frau in rechtswissenschaftlichen Berufen verändert hat und welche Veränderungen speziell in diesem Bereich, aber auch gesamtgesellschaftlich, noch erfolgen müssen. Hierbei wurde schnell klar, dass es starke Vorbilder erfordert, um Veränderungen bewirken zu können – diese weiblichen Vorbilder standen im Fokus des Abends.

Nach einem Grußwort von Sophia Stelzhammer, der hauptamtlichen Leistung von Justitia Mentoring, eröffnete Professorin Sylvia Paletschek, Prorektorin für Universitätskultur, den Abend. Dass Justitia Mentoring als Hochschulgruppe überhaupt eine hauptamtliche Leitung habe, sei etwas sehr Besonderes, merkte sie an. Anschließend führte sie aus, welchen Anteil Frauen aktuell in juristischen Berufen einnehmen. Hierbei sei besonders auffallend, dass sowohl bei den Professorinnen als auch bei Richterinnen auf Bundesebene ein sehr geringer Frauenanteil bestünde. Um Chancengleichheit zu schaffen, sei erforderlich, Führungspositionen für Frauen attraktiver zu machen. Frauenförderung käme am Ende des Tages allen zugute. 

Als weitere Frau in einer Vorbildrolle übernahm sodann Professorin Katharina von Koppenfels-Spiess, Dekanin der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, das Wort. Auch sie wies auf das Ungleichgewicht in vielen juristischen Berufen hin. Dass sie die erste weibliche Dekanin der Rechtswissenschaftlichen Fakultät sei, spreche seine eigene Sprache, merkte sie an. Sie freue sich sehr, dass Justitia Mentoring als erstes Frauenförderungsprogramm einer rechtswissenschaftlichen Fakultät so gewachsen sei und heute so viele Mitglieder zähle. Für den Erfolg von Justitia Mentoring sei jedoch nicht nur eine ideelle, sondern auch eine materielle Förderung erforderlich. Angesichts der begrenzten Mittel der rechtswissenschaftlichen Fakultät sei es umso beachtlicher, wie „hervorragend, einzigartig und extrem erfolgreich“ Justitia Mentoring sei. Auf die Unterstützung durch die rechtswissenschaftliche Fakultät könne Justitia Mentoring sich auch weiterhin stets verlassen, sicherte sie zu. 

Das Highlight des Abends stellte der Festvortrag von Professorin Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Angelika Nußberger, M.A. zum Thema „Frauen im Recht“ dar. Die erste deutsche Vizepräsidentin des EGMR begann mit einem persönlichen Bekenntnis: „Ich finde Frauen großartig!“ 

Als Frau für seine Rechte einzustehen, habe in der Geschichte oft überaus viel Mut erfordert. In anderen Ländern sei dies immernoch der Alltag für eine große Anzahl von Frauen. Ein Beispiel für mutige Frauen stelle dabei die russische Band Pussy Riot dar, die für ihre provokanten Songs zwei Jahre Haft erhielten. Sie seien ein Symbol für den weiblichen Widerstand in Russland und damit „im Recht“. Als mutige Frauen, die ihren persönlichen Weg geprägt hätten, nennt Nußberger Dr. Cleopatra Doumbia-Henry (LL.B, LL.M, Ph.D, LLD h.c, International Law), Präsidentin der World Maritime University, die mit einer Konsequenz, Bescheidenheit und ihrem klaren Kopf für die Rechte von ausgebeuteten Seeleuten kämpfte, die Nußberger nachhaltig beeindruckt habe. Franziska Grillmeier sei auch eine solch mutige Frau „im Recht“: als freie Journalistin berichtet sie über das Schicksal tausender Geflüchteter auf Lesbos und deren Alltag, auch nachdem diese aus dem Fokus der Aufmerksamkeit rückten. 

Sodann folgen zwei weitere Bekenntnisse: „Ich finde auch Männer großartig!“ und: „Ich sehe mich selbst nicht als Feministin“. 

Den Feministinnen der Zeitgeschichte sei sie jedoch überaus dankbar dafür, dass sie sich mit ihrem Mut und ihrer Hingabe dafür geopfert hätten, für die Rechte der Frauen einzustehen. Nur wegen ihnen stünde sie nun da, wo sie jetzt steht. Beispielhaft für diese Frauen im Recht nennt Nußberger Olympe de Gouges, Emily Tankhurst, Moni van Look und Paula und Alexandra Marckx. Auch Ruth Bader-Ginsburg und Brenda Hale seien für sie wichtige Frauen „im Recht“. 

Abschließend betonte Nußberger, wie wichtig es sei, voneinander zu lernen. Dabei sollten wir nicht in Stereotypen denken, sondern vor allem die Kurven und Biegungen im Lebenslauf wertschätzen und unsere Lehren aus ihnen ziehen. 

Im Anschluss an den Festvortrag sprach Sophia Stelzhammer ein besonderes Dankeschön an Monika Blasy, Leiterin der Fakultätsverwaltung, aus, die stets als Ansprechpartnerin für alle kleineren und größeren Fragen diene. 

Zu guter Letzt wurden Dr. Johanna Kemper, Dr. Lena Kühnbach und Professorin Dr. Anna-Katharina Mangold, die Justitia Mentoring vor 20 Jahren gegründet hatten, geehrt. 

Kühnbach berichtete in ihrer Rede vom Leben als berufstätige Mutter. Der große Kosmos sei in ihrem Alltag sehr weit weg – was zähle, sei, ihr eigenes kleines Sonnensystem vor dem Implodieren zu bewahren. Wie man das schafft? „Seid großzügig zu euch selbst, habt eine riesige Portion Humor, und: Augen auf bei der Partnerwahl!“  

Kemper betonte nochmals, wie wichtig es sei, Missstände aufzudecken. Man müsse die Statistiken im Auge behalten – je weiter weg diese von 50/50 seien, desto weniger solle eine Frau die Schuld bei sich suchen. Die Zukunftschancen für Frauen in juristischen Berufen würden sich jedoch immer mehr verbessern. Wichtig sei es, sich stets zu fragen, was man selbst wolle. Weitere Ratschläge habe sie in Berufsbildveranstaltungen erhalten: „Lungern sie nicht vor geschlossenen Türen herum!“ und zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie: „Suchen sie sich einen Mann, mit dem das geht!“

Mangold verweist abschließend auf die Verfassung: Hier ist in Art. 3 Abs. 2 GG die Gleichbehandlung von Mann und Frau gesetzlich verankert. Mit dem BVerfG mahnt sie: Nur formale Gleichheit reiche hier nicht aus – die Norm begründet auch eine Pflicht zur Gewährleistung materieller Gleichheit. Diese Gleichheit stelle einen Schuldschein für die Zukunft dar. Zentraler Gedanke der Gleichheit sei es, Menschen als Menschen zu denken und Intersektionalität zu wahren. Es sei wichtig, alle Schrauben gleichzeitig zu drehen. Dies sei vielleicht nicht immer möglich, jedoch sei hier Karl Marx als alter weißer Mann zu zitieren: „Es kommt darauf an, die Welt zu verändern.“