Sie sind hier: Startseite Studium in China Erfahrungsberichte Abschlussbericht einer Studentin …

Abschlussbericht einer Studentin 11/12

Abschlussbericht 2011/12

China University of Political Science and Law (CUPL), Peking
als Vollstipendiatin des DAAD und des China Scholarship Council


1. Verlauf des Studiums an der CUPL
 

Studienziel und -fortschritte
Möchte man ein juristisches Auslandsstudium in China absolvieren, sollte man sich zunächst selbst die Frage beantworten, ob dieses Studium gezielt auf eine juristische Tätigkeit in China hinauslaufen oder lediglich einen rechtlichen Überblick geben soll. Das Programm für ausländische Studenten an der CUPL ist darauf konzipiert, einen Überblick über das chinesische Recht zu geben. So wurden während meines Auslandsjahres unter anderem zu den in Deutschland gängigen übergeordneten Rechtsgebieten (Privatrecht, Strafrecht und Öffentliches Recht) jeweils Vorlesungen angeboten (eine Auflistung sämtlicher Vorlesungen ist im Zwischenbericht enthalten). Viele Vorlesungen enthielten einen umfassenden historischen Überblick und legten einen Fokus auf die bestehenden Rechtsproblematiken im jeweiligen Rechtsgebiet. Häufig wurde von den Professoren ungeschönt die bestehende Diskrepanz zwischen dem Gesetz in der Theorie und dessen praktischer Umsetzung dargestellt. Das machte einige Vorlesungen einerseits sehr spannend und kontrovers. Andererseits waren die Vorlesungen kaum auf Rechtsanwendung ausgerichtet und es wurde auch sehr selten das Lösen von Fällen anhand des Gesetzestextes geübt. Erfreulicherweise wurde im zweiten Semester dann jedoch eine Vorlesung zum chinesischen Unternehmens- und Auslandsinvestitionsrecht (Foreign Insvestment Law) angeboten. Diese Vorlesung schulte für das juristische Arbeitsleben in China sehr gebräuchliches Wissen und es wurden auch mehrere Fälle im Bereich des Unternehmensrechts besprochen. Die in dieser Vorlesung gewonnen Kenntnisse waren eine sehr gute Basis für mein Praktikum in einer ausländischen Wirtschaftskanzlei, das ich nach Abschluss meines Auslandsstudiums absolvierte.
Insgesamt gewann ich während meines Studiums an der CUPL anhand von rechtsvergleichenden Diskussionen ein besseres Verständnis für das eigene Rechtssystem, Kenntnisse über die wichtigsten Aspekte des chinesischen Rechts- und Staatssystems, sowie ein besseres Verständnis für Zusammenhänge innerhalb der chinesischen Gesellschaft.
Wer an einem rechtlichen Überblick und offenen Diskussionen zu rechtlichen, gesellschaftlichen und politischen Problemen in China interessiert ist, ist an der CUPL sehr gut aufgehoben. Wer wirklich nach einem Einstieg ins juristische Arbeitsleben sucht, sollte meines Erachtens nach anderen Optionen suchen. Zum Selbststudium gibt es im Bereich des chinesischen Unternehmens- und Auslandsinvestitionsrecht jedenfalls sehr gute englischsprachige Lehrbücher. Vor allem aber das Studium der Gesetzestexte selbst, von denen es in der Regel englische Übersetzungen gibt, kann sehr weiterhelfen.

Dauer des Studienjahres
Ich habe an der CUPL zwei Semester studiert. Das Wintersemester beginnt in der Regel Anfang September und endet Anfang Januar. Das Sommersemester dauert von Mitte Februar bis Anfang Juli. Je nachdem, wie viele Vorlesungen man besucht, hat man mehr oder weniger Zeit auch noch dem Chinesischerwerb nachzugehen. Ich halte es für gut machbar, Jurastudium und Spracherwerb parallel zu verfolgen.

Prüfungen
Die Prüfungen an der CUPL bestehen grundsätzlich aus einer Hausarbeit oder einer „Take-Home-Examination“. Nur sehr wenige Professoren verlangen eine schriftliche Prüfung. Durchaus üblich ist es jedoch, dass die ausländischen Studenten eine Präsentation halten müssen, zu der anschließend vom Professor Fragen gestellt werden. Wie bereits im Zwischenbericht erwähnt, sind die Themen für die Hausarbeiten von manchen Professoren vorgegeben, bei einigen Professoren darf man sich ein Thema aussuchen. Da im deutschen Jurastudium die Hausarbeiten (abgesehen von der Seminararbeit) in der Regel aus der Lösung eines vorgegebenen Falls bestehen, fand ich es persönlich sehr angenehm, mir ein eigenes Hausarbeitsthema aussuchen zu dürfen. Das Verfassen dieser Hausarbeiten schulte mein juristisches Denken, meine Schreib- und
Recherchefähigkeiten sowie mein Rechtsenglisch. Die Abgabefristen für die Hausarbeiten können je nach Professor ganz unterschiedlich lang sein. Grundsätzlich sind die Professoren nicht besonders streng und die Benotung fällt meistens sehr positiv aus. Dennoch war das Schreiben dieser Hausarbeiten eine sehr gute Übung für das Verfassen rechtlicher Artikel.


2. Leben in China


Reisen

Neben kleinen Kurztrips habe ich während der sechswöchigen Winterferien eine große Reise durch China und nach Laos unternommen. Grundsätzlich kann ich jedem nur empfehlen, die Chance zum Reisen bestmöglich zu nutzen. Das Reisen hat meine Faszination für Land und Leute noch einmal enorm gesteigert und meinem Auslandsaufenthalt außerordentlich bereichert.

Die Reisekosten können in China ganz unterschiedlich ausfallen. Wer sich innerhalb Chinas die nicht mehr allzu günstigen Flugkosten sparen will, kann den Zug nehmen, muss sich dann aber auf ein- bis zweitägige Fahrten, häufig auch ohne „Sleeper“, gefasst machen. Ich bin auf meiner Reise ohne Vorbuchungen lediglich mit einer grob geplanten Route und dem Lonely Planet Guide von Stadt zu Stadt gereist. Diese Art des Reisens finde ich persönlich sehr angenehm, da man spontan entscheiden kann, ob man an einem Ort länger bleiben möchte oder nicht. Andererseits ist diese Art des Reisens natürlich auch etwas kostspieliger, da günstige Youthhostels oder Busse und Züge auch manchmal ausgebucht sein können. China ist grundsätzlich sehr sicher, solange man seine Wertsachen wie z.B. Geldbeutel, Kamera und Handy sicher aufbewahrt.


Einkaufsmöglichkeiten
Abgesehen von manchen Lebensmitteln gibt es zumindest in Peking und Shanghai kaum etwas nicht mehr zu kaufen. Doch sind natürlich alle importierten Markenprodukte entsprechend teuer. Für einen guten Käse oder eine westliche Schokoladenmarke mag man diese Mehrkosten dann manchmal noch in Kauf nehmen. Ich war jedoch sehr froh, mir z.B. einen qualitativen Reiserucksack, eine wetterfeste Jacke und gutes Schuhwerk schon in Deutschland besorgt zu haben, sodass ich mir die Mehrkosten für importierte ausländische Markenwaren sparen konnte. Vermisst habe ich manchmal deutsches Brot, Käse und Wurst, Müsli, gute Milch und guten Joghurt. Das gibt es zwar alles in Peking und Shanghai zu kaufen, allerdings nur zu horrenden Preisen.


Kontakte
Ich persönlich habe die Chinesen als sehr hilfsbereite Menschen kennengelernt. Freundschaften mit Chinesen habe ich auf ganz unterschiedlicher Basis geknüpft. Während manche davon vor allen Dingen auf dem Sprachaustausch beruhten, habe ich auch viele Freundschaften mit Chinesen knüpfen können, die schlicht am Zusammensein interessiert waren.
Da an den Vorlesungen generell mehr ausländische als chinesische Studenten teilnehmen, neigt man als Austauschstudent leicht dazu, den Kontakt zu Chinesen zu vernachlässigen. Ich habe immer versucht ein einigermaßen ausgewogenes Verhältnis zwischen Unternehmungen mit ausländischen und chinesischen Freunden zu halten. Die chinesischen Vorlieben für Unternehmungen sind natürlich generell etwas anders als die der Ausländer. Statt in Bar oder Disko geht man lieber ins Restaurant oder zum Karaoke-TV.


Lebenserhaltungskosten
Was in China wahrscheinlich am kostspieligsten ist, sind die Mieten. Ich habe zu Beginn meines Auslandsjahres in einer WG gelebt, entschied mich jedoch nach drei Monaten wieder zurück ins Wohnheim zu ziehen, um das Mietgeld für Reisen und das Leben in China zu sparen. Ist man DAAD-Stipendiat, werden die Wohnheimkosten vollständig vom China Scholarship Council übernommen. Allerdings muss man sich daran gewöhnen, sein Zimmer mit jemandem zu teilen, die am Abend für vier bis fünf Stunden geöffneten Gruppenduschen zu benutzen und nur einen großen Waschraum mit Toiletten auf dem Flur zu haben, man muss im Sommer auf die Klimaanlage verzichten und manchmal einen erhöhten Lärmpegel tolerieren. Für mich ist das alles schon nach kurzer Zeit zum selbstverständlichen Alltag geworden, aber ich kann nachvollziehen, dass manche Studenten einen höheren Wohnstandard erwarten. Angeblich soll es zum kommenden Semester für jeden ausländische Studenten gegen Aufpreis die Möglichkeit geben, ein Einzelzimmer zu bekommen. Essen kann man in China sehr gut zu allen Preisen. Ich persönlich fand auch viele Gerichte der CUPL-Mensa sehr lecker, die umgerechnet zwischen ca. 30 und 90 Cent kosten. Teuer sind in Peking die Getränke und Gerichte in westlichen Cafés, Bars und Clubs.

 

3. Erfahrungen mit der medizinischen Versorgung
Ich selbst musste während meines Auslandsaufenthalts nie zum Arzt in China. In Peking und Shanghai ist die medizinische Versorgung mit Sicherheit sehr gut. In manchen Krankenhäusern muss man sich allerdings auf lange Wartezeiten einstellen. Eine Notfallapotheke mit deutschen Medikamenten würde ich auf jeden Fall mitnehmen. In meinem Freundeskreis traten am häufigsten kleine Magen-Darm-Infekte auf, gegen die man auf jeden Fall (vor allem auf Reisen) ein Medikament dabei haben sollte.

 

4. Rückreise
Ich hatte nur einen Hinflug nach China gebucht, weil ich mich noch nicht auf ein Rückflugdatum festlegen wollte. Wahrscheinlich wäre es im Endeffekt sinnvoller gewesen, einen Round-Trip zu buchen und dann den Rückflug noch einmal umbuchen zu lassen. Bei der Auswahl der Airline sollte man die Gepäckgrenzen im Blick behalten. Bei Emirates kann man zum Beispiel auch in der Economy Class bis zu 30 kg Freigepäck mitnehmen. Lufthansa gestattet gegen einen relativ geringen Aufpreis ein weiteres Gepäckstück mitzunehmen. Ich hatte nach einem Jahr wirklich viele Sachen angesammelt und musste trotz der 30 kg Freigepäck noch ein Paket nach Deutschland zurückschicken.

 

5. Bewertung meines Auslandsaufenthalts
Ich bin überglücklich, die Möglichkeit zu diesem Auslandsaufenthalt in China bekommen zu haben, denn dieses Jahr hat mein Leben enorm bereichert. Ich habe eine unheimlich aufregende, intensive und abwechslungsreiche Zeit in China verbracht, habe fundiertes Wissen über das chinesische Rechtssystem mitgenommen, mein Englisch dabei verbessert, mir gute Kenntnisse im Chinesischen angeeignet, Arbeitserfahrung bei zwei Praktika in einer Anwaltskanzlei und bei einem deutschen Auslandskorrespondenten gesammelt, ein Verständnis für die chinesische Kultur entwickelt, Freundschaften mit Chinesen und Menschen aus der ganzen Welt geknüpft und beim Reisen die Seele baumeln lassen. Obwohl mein Jurastudium durch diesen Auslandsaufenthalt um ein Jahr verlängert wurde, war diese Zeit ein absoluter Gewinn und hat den Horizont so viel mehr erweitert, als ich es selbst je erwartet hätte.

 

Für generelle Fragen zum Studium an der CUPL, stehe ich gerne zur Verfügung. Die Kontaktdaten können am Institut für Ostasienrecht in Freiburg erfragt werden.