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Abschlussbericht Berrit Roth 08/09

Abschlussbericht
Studienjahr 2008/ 2009 an der Peking Universität, China
 
10 Monate an der Beida (Abkürzung für die Peking Universität (Beijing Daxue)) gingen überaus schnell vorüber und obwohl ich auch gerne wieder nach Deutschland zurückkehren werde, vermisse ich China bereits jetzt schon.
 
Im letzten Zwischenbericht habe ich die Beida, ihr Campusleben und das erste Semester, welches ich hier verbrachte, bereits ausführlich vorgestellt. In diesem Abschlussbericht werde ich nun auf das zweite Semester eingehen. Der Abschlussbericht lässt sich folgendermaßen gliedern:
 
  1. Fachstudium an der juristischen Fakultät
  2. Sprachkurse neben dem Fachstudium
  3. HSK- Prüfung
  4. Freunde
 
1.      Fachstudium an der juristischen Fakultät
Während ich mich im letzten Semester vor allem auf meine Chinesischsprachkenntnisse konzentriert habe, habe ich dieses Semester fast ausschließlich Juravorlesungen besucht.  Leider musste ich feststellen, dass chinesische Professoren in ihren Vorlesungen kaum Gesetzestexte verwenden, sondern eher abstrakt irgendwelche Theorien erörtern, welche sie persönlich am meisten interessieren. Besonders gern wird auch deutsches oder französisches Recht in den Vorlesungen herangezogen. Macht Euch darauf gefasst, dass das Trennungs- und das Abstraktionsprinzip, obwohl es im chinesische Recht keine Anwendung findet, ein Hauptbestandteil jeder zivilrechtlichen Vorlesung sein wird. In der ersten Stunde meiner Sachenrechtsvorlesung nannte mein Professor mindestens 20zig mal das deutsche Recht (und kein einziges Mal das chinesische), lobte dessen Logik und dessen Verfasser, sodass ich ganz „stolz“ wurde, deutsche Jurastudenting zu sein. Meine amerikanische Freundin, die an diesem Tag mich begleitete, rollte nur jedes Mal mit den Augen, wenn der Professor wieder von „Deguo“ (Deutschland) schwärmte.
Solltet Ihr (als Jurastudent) vorhaben, einen der drei großen Scheine hier zu schreiben, sollte das eigentlich kein Problem sein. Ihr müsst nur darauf achten, dass Ihr euch in den ersten zwei Wochen des Semesterbeginns beim Büro der juristschen Fakultät für eine Vorlesung anmeldet, rechtzeitig den zuständigen Professor ansprecht und mit ihm ein Thema einer Hausarbeit aushandelt. Außer Euer Chinesisch sollte exzellent sein, rate ich Euch davon ab, an den Klausuren teilzunehmen, da Ihr nicht einmal ein Wörterbuch benutzen dürft (die chinesischen Gesetzestexte dürfen auch nicht mit zur Prüfung genommen werden). Aber da Ihr Deutsche seid, wird jeder Professor sich begeistert mit Euch über das deutsche Recht unterhalten wollen. Hin und wieder baten mich die Professoren auch, zu bestimmten Fragen das deutsche Recht vorzustellen, wodurch ich unter meinen Kommilitonen noch bekannter wurde. (Ich hätte nicht gedacht, dass das noch möglich gewesen wäre J. Als Ausländer in der juristischen Fakultät ist man ab dem ersten Tag allen bekannt.)
 
2.      Sprachkurse neben dem Fachstudium
Ich bin mir nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung war, die Sprachkurse für die juristischen Fachkurse aufzugeben. Außer dass sich mein Fachchinesisch und mein Hörverständnis verbessert haben (und einen der drei großen Scheine hier geschrieben habe), vermisse ich doch den guten Sprachunterricht, welchen die Beida anbietet. Leider muss man sich entscheiden, entweder ein Fachstudium oder ein Sprachstudium. Entscheidet man sich für das Fachstudium kann man jedoch noch ein an einem sogenannten Wahlfach der Chinesischkurse teilnehmen, z.B. Filmeschauen, Übersetzung, Klassisches Chinesisch. Entscheidet man sich für das Sprachstudium kann man sich immer noch als Gasthörer in die juristsischen Vorlesungen setzen, aber keine Klausuren oder Hausarbeiten schreiben.
 
3.      HSK- Prüfung
Viele meiner ausländischen Freunde bereiteten sich dieses Semester auf den HSK (Hanyu Shuiping Kaoshi) vor. Der HSK ist eine Sprachprüfung ähnlich dem TOEFEL für Englisch. Ich selbst werde diese Prüfung diesen Sommer auch noch ablegen, da es unkomplizierter ist, sich auf diese Prüfung hier in China gezielt vorzubereiten und die Prüfungsgebühren hier niedriger als in Deutschland sind. Viele meiner Freunde haben extra HSK- Vorbereitungskurse an der Diqiucun- Schule in Wudaokou (Zentrum um die U-Bahn Station Wudaokou, 30 Minuten Fußweg von der Beida entfernt) belegt. Denn gute Chinesischkenntnisse alleine reichen oft nicht aus, um den Test mit einem „sehr gut“ zu bestehen, da viele Prüfungskniffe zu beachten sind.
 
4.      Freunde
Warum ich schlussendlich froh bin, mich für das Fachstudium entschieden zu haben, liegt nicht nur daran, dass es interessant war die juristische Fakultät und die chinesische juristische Arbeitsweise kennenzulernen. Sondern auch lernt man in der Fakultät viele neue chinesische „Freunde“ kennen. Aber was heißt Freunde. Die meisten meiner besseren Freunde hier sind Ausländer, denn sie sind die ersten, die man in den Sprachkursen kennenlernt, man wohnt im selben Wohnheim, macht gleiche oder ähnliche Erfahrungen. Man reist zusammen, geht zusammen aus. Viele meiner ausländische Freunde nennen ihre chinesische Freunde „Zusammen- Essengehen- Freunde“. Das klingt hart, aber oft ist es so, dass man mit seinen chinesischen Kommilitonen in dieser Phase des Freundewerdens stecken bleibt: zusammen essen gehen. Woran liegt das? Wahrscheinlich zum einen, dass man meist doch unterschiedliche Interessen hat, aber auch oft daran, dass einem die Zeit fehlt in näheren Kontakt zu treten. Ich habe viele nette Kommilitonen in der juristischen Fakultät, aber ein Semester Zeit ist einfach nicht ausreichend, um tiefe Freundschaften zu entwickeln. Vor allem da die chinesischen Kommilitonen sich bereits seit mehreren Semestern zu Cliquen geformt haben und alle wissen, dass „der Ausländer“ bald wieder nach Hause gehen wird. So, um Euch aber dennoch Hoffnung zu geben: Ich habe auch „Freunde Freunde“ gefunden, mit denen ich über alles reden kann und die ich auch sehr vermissen werde.
 
Ich hoffe, dieser kurze Abschlussbericht kann Euch helfen, die Beida besser kennenzulernen und wenn Ihr Euch für ein Studium an der Beida entscheiden solltet, Euch schnell einzuleben. Genießt Eure Zeit in China.